Interview mit Schiedsrichter Timo Walther
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"Ich würde allen, die mit der Schiedsrichterei anfangen wollen, raten: lasst euch niemals unterkriegen, auch wenn ihr Fehler macht. Denn Fehler passieren und man lernt aus ihnen. Werdet Teil dieses wunderbaren Hobbys!"
Ich bin Schiedsrichter geworden, weil mein früherer Trainer einmal ein nicht angesetztes Jugendspiel in unserem Verein gepfiffen hat. Er ist selbst Schiedsrichter und inzwischen sogar Ansetzer. Das fand ich damals ziemlich spannend und wollte es unbedingt auch einmal ausprobieren. Zwei Wochen später, im Alter von 11 Jahren, habe ich dann mein allererstes Spiel als Schiedsrichter in der F-Jugend geleitet.
Als ich meine ersten Spiele als Schiedsrichter leitete, verspürte ich immer einen großen Respekt vor der Aufgabe und hatte Angst, bloß keine Fehler zu machen. Deshalb traute ich mich zunächst nicht, E-Jugend-Spiele zu pfeifen, da ich mir diese Herausforderung noch nicht zutraute. Bei einem Turnier, bei dem ich als Schiedsrichter im Einsatz war, sprach mich dann ein erfahrener Schiedsrichter an und ermutigte mich: „Pfeif doch mal D-Jugend! Das traust du dir locker zu!“ Also wagte ich es und leitete mein erstes Spiel mit Spielern, die 1-2 Jahre älter waren. Es war schon ein deutlicher Unterschied zur F-Jugend, vor allem weil die Spieler viel größer waren, aber das machte mir überraschenderweise gar nicht so viel aus. Für mich ist es eher so: Wenn ich etwas noch nie gemacht habe, probiere ich es eben aus. Glücklicherweise hatte ich bisher kaum ernsthafte Probleme mit Zuschauern, Spielern oder Trainern.
Die Schiedsrichterei hat mich als Person total geprägt. Ich habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen selbstbewusst zu treffen und mit Kritik umzugehen – Fähigkeiten, die mir auch in der Schule und im Freundeskreis helfen. Außerdem glaube ich, dass mir diese Erfahrungen später beruflich viele Türen öffnen können.
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Wenn ich nicht ernst genommen werde, ignoriere ich das und mache einfach weiter mein Ding. Ich ahnde Fouls so, wie ich es für richtig halte und wie es dem Regelwerk entspricht.
Ich schaffe es eigentlich ganz gut, alles unter einen Hut zu bekommen. In der Schule komme ich gut zurecht, da wir auf unserem Gymnasium kaum Hausaufgaben aufbekommen. Nur für die Arbeiten muss ich mir dann gelegentlich etwas mehr Zeit nehmen. Ich würde sagen, dass es so gut wie nie wirklich stressig wird.
Ich kann mich in vielen Situationen, zum Beispiel in der Schule, sehr gut konzentrieren und gehe meistens auch reflektiert mit Kritik um.
Mein Ziel ist es, irgendwann in der Bundesliga zu pfeifen und vielleicht sogar internationale Spiele zu leiten.
Ja, den gibt es. Mein erster Einsatz in der C-Jugend-Landesliga war ein besonderer Moment für mich. Alles ging sehr schnell nach meiner Schiedsrichterprüfung, vor allem weil ich den Ansetzer gut kenne. Ich habe zügig meine ersten Spiele gepfiffen und dann auch rasch Einsätze in der Junioren-Landesliga bekommen – ein kleiner, aber bedeutender Meilenstein.
Ich würde allen, die mit dem Schiedsrichterwesen anfangen möchten, raten: Lasst euch niemals unterkriegen, auch wenn ihr Fehler macht – Fehler passieren und man lernt aus ihnen. Entscheidet immer so, wie ihr es selbst gesehen habt, und lasst euch nicht von Spielern, Trainern und Zuschauern beeinflussen, die behaupten, es besser zu wissen. Ihr seid die Schiedsrichter und entscheidet so, wie ihr es für richtig haltet. Werdet Teil dieses wunderbaren Hobbys!
Am besten gefällt mir, dass man immer ein Teil des Spiels ist und selbst entscheiden kann, was man für richtig hält. Mir macht die Schiedsrichterei einfach unglaublich viel Spaß :)
Ich möchte gerne so hoch und professionell wie möglich pfeifen. Dafür gebe ich alles!
Mir hilft es tatsächlich, vor oder nach dem Spiel Dinge aufzunehmen, um ein wenig Stress abzubauen. Der Zeitaufwand hält sich in Grenzen, solange ich nicht ständig mit anderen Sachen am Handy beschäftigt bin. Ich möchte mir eine Reichweite aufbauen, um auch andere junge Menschen davon zu überzeugen, Schiedsrichter zu werden. Ich strebe an, es ähnlich wie andere bekannte Influencer zu machen, jedoch mit dem Ziel, in die Bundesliga oder höher zu gelangen.
»Der Fußball ist nur ein winziger Teil des großen Ganzen, aber immerhin einer mit sehr großer Strahlkraft. Ob wir das nun wollen oder nicht: Wir alle, die jedes Wochenende vor den TV-Kameras agieren, sind Vorbilder … Umso bedeutender ist es, schon auf dem Spielfeld mit dem gegenseitigen Respekt zu beginnen. Dazu will ich meinen kleinen Beitrag leisten.«
Deniz Aytekin ist einer der bekanntesten Schiedsrichter Deutschlands. Die Fußballfans schätzen sein authentisches Auftreten, die Spieler seine Fähigkeit, schwierige Entscheidungen auf empathische Weise zu vermitteln. Nun gewährt Aytekin exklusive Einblicke in den Profifußball aus der Perspektive des erfahrenen FIFA-Schiedsrichters. Er erzählt von ersten Gehversuchen als junger Schiri, von Kontrollverlust, den er in seinen ersten Bundesligajahren erlebte, vom richtigen Umgang mit Fußballstars und davon, was auf dem Platz und in unserer Gesellschaft nicht verloren gehen darf – Respekt!